Heute kam wohl für all überraschend die Meldung, Russland beginne umgehend, seine Truppen aus Syrien abzuziehen. Alleine im "umgehend" liegt ein sehr wichtiger und grundlegender Sachverhalt. Anders als im westen, wo man alles ausgiebig durchhechelt, dann Ankündigungen macht und diese möglicherweise irgendwann peu à peu umsetzt, häufig nur in Teilen, zeigt Russland eine äusserst kraftvolle Dynamik, Souveränität und Handlungsdichte.
Die politiker im westen wären gut beraten, die auch militärische Dimension dieses Sachverhalts zu erkennen und zu berücksichtigen.
Natürlich habe ich noch viel zu wenige Fakten für eine wirkliche Analyse; andererseits fordert die Situation eine Betrachtung und auch viele Menschen verspüren ein verständliches Bedürfnis zu erfassen, was da vor sich geht.
Ich versuche also anzubieten, was man im angelsächischen Sprachraum "educated guess" nennt oder in der Mathematik eine Konjektion (ich bitte um Verständnis, wenn ich hier einen zwangs-eingedeutschten keineswegs gängigen Begriff verwende, aber der in der Mathematik übliche Begriff "Vermutung" wird vom Nicht-Fachmann ziemlich falsch assoziiert). Eine wohl begründete Vermutung also. Deutlich mehr als "mal vermuten" aber eben auch weniger als "konkret wissen und belegen können".
Es gilt dabei, verschiedene Ebenen und Aspekte zu betrachten, aus denen ich die 3 mMn maßgeblichen herausgreife: Der große Blick, der lokale Blick oder das nationale Pragma und die reaktiv-dynamische Ebene.
Der große Blick ist der auf Russland als tellurokratische Festung (die zu erstürmen vitales aber gescheitertes Ziel der Gegenseite war) und auf die usa als thalassokratischen Räuber. Denn das, räuberisch ist die usa in vielerlei Ausprägung; es liegt in der Natur der Seemacht und es war schon lange vor den amis zu beobachten, z.B. bei den briten.
Dieser häufig missachtete Blick ist von dramatischer Wichtigkeit; aus ihm lässt sich nahezu alles erklären, was in Jahrhunderten, ja in Jahrtausenden geschah. Und aus ihm lässt sich auch erkennen, dass die angelsächsische Phase ihrem Ende zugeht. Hochwahrscheinlich keinem endgültigen, denn es liegt in der Natur der Thalassokratie, sich immer wieder zu neuen Untaten zu erheben und es liegt in der Natur der Landmacht, souverän langmütig zu sein und sich primär ums eigene Haus und die Nachbarn zu kümmern.
Ich führe das auch deshalb so aus, weil Putin und sein Team erkennbar, stringent, kraftvoll, äusserst klug - und sinnvoll - den Prinzipien der Landmacht folgen. In diesem Zusammenhang gilt es auch zu erkennen, dass der Schwerpunkt der Landmacht im "Meins" liegt, während das der Seemacht im "nicht Meins" liegt. Die Landmacht weiss, dass alles verwoben ist und dass es einem nicht egal sein kann, ob Nachbars Haus brennt, da dieses zum "erweiterten Meins", zum Umfeld gehört. Die Seemacht dagegen weiss nicht nur, dass was sie überfällt nicht ihres ist, sondern sie will es auch gar nicht; sie will nur ernten, melken, plündern. Das zeigt sich bis ins konkrete militärische Handeln. Wo Russland militärisch eingreift, um Ordnung wiederherzustellen, agieren die usa rein zerstörerisch, um Ordnung zu zerschlagen.
Als Putin sagte, das russische Engagement in Syrien habe ausschließlich den Grund, Russland zu schützen, war das die Wahrheit. Wenn es auch weithin unbeachtet blieb, so war es doch keineswegs ein Zufall, dass zeitgleich sowohl in inguschetien wie auch insbesondere in dagestan mehrfach nach Anschlägen oder Anschlagsversuchen in größeren Operationen die Bauten usa/sau arabisch/türkisistanisch infizierter ratten ausgeräuchert werden mussten.
Das Projekt Syrien der nato Verbrecher hatte zwei Gründe und Ziele, von denen das allgemein gesehene, die Zerschlagung Syriens, nur das weniger wichtige und üble war. Das wichtigere war es, dort in noch größerem Maßstab zu betreiben, was man schon in der ukraine betrieb, nämlich das Sammeln, Heranzüchten und - auch im praktischen Einsatz - Ausbilden einer gewaltigen Flut von hemmungslosen Terroristenbestien, die später über den Kaukasus eindringen und Russland in Chaos stürzen sollten.
So war auch mein Hinweis drüben gemeint. Die zweite Botschaft des aktuellen Truppenabzuges ist eine an die ukraine und den Westen. Nicht nur im Sinne von Kontingente frei haben, sondern auch im Hinblick auf die eben aufgeführten Gemeinsamkeiten der Anschläge in Syrien und kiew.
Der Grund sind wohlgemerkt *nicht* die Sanktionen. Die würde Russland natürlich gerne los, aber es kann dieses Spielchen noch jahrelang aushalten; tatsächlich wird Russland davon auf Dauer sogar sehr profitieren. Nein, der Grund ist der, zum einen den Infektionsherd ukraine zu säubern und zugleich erhebliche Veränderungen in eu-ropa und in der Folge eine Gesundung zu begünstigen.
Kadyrow, das nur am Rande, ist eine in Position gebrachte Option zum Thema Syrien. Sollte die Vereinbarung, die nahezu sicher hinter dem russischen Abzug steht, seitens der nato wieder nicht eingehalten und wieder in Syrien gezündelt werden, so könnten Tausende Tschetschenen als inoffizielle aber höchst effiziente Eingreiftruppe wirken. Einstweilen allerdings dürfte ihre Rolle hauptsächlich eher die sein, von der ich schon vor Monaten sprach, nämlich der Aufbau, die Koordination und die Ausbildung und Unterstützung von pro-syrischen lokalen Milizen.
Solcherart im Rücken gedeckt und die befreiten Gebiete gut gesichert wissend kann die syrische Armee den Rest ihres Landes säubern. Angesichts eines Kampfkraftverhältnisses von locker 10, eher 20 zu 1 (Tschetschenen vs. isis) kann jederzeit ein eventuell erneut angefachter Brand gelöscht werden, zumal Russland zwar abzieht aber zugleich durch die Blume gesagt hat, bei Bedarf zurückkommen zu können.
Ebenfalls am Rande angemerkt, erlaubt der russische Abzug eine Situation, in der man erdogan ohne Gesichtsverlust und den (für den westen) hässlichen Beigeschmack, ihn und womöglich türkisistan den Russen zu opfern entsorgen und das Land in Richtung Rechtsstaat zurückführen kann.
Es bleiben im wesentlichen drei Spielfelder: ukraine, eu-ropa und Asien.
Was die ukraine angeht, so rechne ich mit einer erheblichen Änderung seitens Russland. Hierbei schließe ich gezielte militärische Schläge nicht aus, wenn Russland wohl auch sehr geneigt ist, diese soweit möglich zu vermeiden.
Die wichtigste Spielerin der zionisten, merkel, ist heftig angeschlagen und weitgehend isoliert in eu-ropa. Nahezu alle wesentlichen Gruppen (zu denen die grüne Pestilenz trotz entsprechender Pläne *nicht* gehört) drängen darauf, dass in kiew Ruhe einkehrt, weil und damit endlich die Sanktionen aufgehoben werden können. polen und die balten sind global bedeutungslos und auch in eu-ropa nur durch blanke Willkür mit Gewicht ausgestattet. Und zum politisch todgeweihten und völlig impotenten Pudelchen hollande muss man wohl nichts weiter sagen.
Auch hat Russland nichts zu verlieren. Konnte man vor einem Jahr noch gutmütig und optimistisch glauben, der ukrainische und der eu-zionistische Abschaum werde gewisse Grenzen alleine schon aus Überlebenswillen nicht überschreiten, so ist heute klar, dass das nicht so ist. Die entscheidende Kraft in kiew, die usa, setzt ebenso wie die dortige Junta auf endlose Verschleppung; den Preis dafür zahlen ja alle anderen. Russland insbesondere zahlt ihn als endloses Sanktionsopfer und Buhmann.
Wenn Russland in der ukraine eingriffe, dann geschähe was als Reaktion? Sanktionen? Was denn bitte? Eisschollen in der Arktis? Denn ausser Eisbären hat man doch bereits alles sanktioniert. Und das wohlgemerkt in der offen erklärten Absicht, Russland weh tun und empfindlich schaden zu wollen.
Ein militärisches Eingreifen der nato? Keinesfalls. Nicht etwa, weil die nato halbwegs rational funktionierte, sondern a) weil Russland *der* traditionelle Angstgegner eu-rops ist und b) weil die nato trotz viel Getöse schlicht nicht die Fähigkeit dazu hat. Konkretes Beispiel: Russland könnte binnen 48 Stunden in kiew stehen und über 30.000 der ernstgemeintesten Krieger weltweit binnen Stunden an jeden Ort in der ukraine verlegen. Die nato dagegen könnte binnen einiger Wochen vielleicht ein paar Panzer und ein paar Tausend Truppen ins Theater bringen. Kurz, Russland könnte in kiew bei weitem schneller Fakten schaffen als die nato ihr marodes Militärgerät einsatzfähig machen kann.
Dies würde zwar heftige politische Reaktionen hervorrufen, allerdings von politikern, die selbst nichts dringender brauchen als endlich wieder Geschäfte in und mit Russland zu machen. Würde Russland also halbwegs chirurgisch zuschlagen und aufräumen und das Land dann umgehend wieder verlassen mit der Maßgabe, unverzüglich wirkliche Neuwahlen zu machen, so hätten die politiker im Westen auch Grund und Basis, das Thema ukraine durch die Lügenmedien umzudrehen und Russland mit milden pro-forma Sanktionen zu strafen, zugleich aber endlich wieder Geschäfte zu machen. Der Umstand, dass Russland u.a. mit Kalibr eventuelle hässliche Überlegungen gegebenenfalls sehr hart zerschlagen kann, dürfte den Denkprozess günstig beeinflussen.
Womit wir nochmal auf der großen Ebene sind. Die Spatzen pfeiffen es doch von den Dächern: eu-ropa ist erledigt und wird sich notwendig erheblich wandeln, wobei der wichtigste Faktor die Frage der künftigen Machtverteilung ist. Die usa *wird* eu-ropa verlieren, sie ist ja schon am verlieren, ebenso wie sie als Hegemon abtreten muss. Sogar die Notreissleine ttip ist mittlerweile in Frage gestellt und es wird daran gezerrt Die Frage ist also nur, wieviel verbrannte Erde es in eu-ropa geben wird, während man einen zunehmend lächerlichen und unglaubwürdigen Anschein aufrecht erhält.
Hierbei kommt Russland - und ehrlich betrachtet auch uns selbst - die eu-ropäische "flüchtlings" Problematik insofern gelegen, als sie katalytisch wirkt. So ist es möglich, die vielen unverdauliche Frage "usa Sklave bleiben oder nicht?" verkleidet zu stellen als "sich von terroristen überrennen und fluten lassen oder nicht?". Auch *werden* endlich Fragen gestellt; die diversen diktatura-Krakenarme können nicht mehr mit netten Fernsehshows ablenken und den Krebs übertünchen. Man bedenke, dass die eu nie als etwas anderes gedacht war als als regionale Untereinheit der usa; sie sollte die (selbstverständlich den usa unterstellten) united states of europe schaffen.
Die amis haben - typisch See-Macht - etwas entscheidendes übersehen. Für sie ist die Frage Europa/NaherOsten - Asien eine grundlegende, deren Antwort in der Überquerung des einen oder des anderen Weltmeeres liegt. Für Russland dagegen stellt sich Frage gar nicht. Russland ist beides und Europa und Asien sind im eigenen Land verbunden. Da ist nichts zu überbrücken; Russland *ist* die Brücke.