Ja, ich meine die Überschrift ernst. Die amis haben kapituliert.

Ehe nun allzu große Vorfreude aufbricht: Nein, das heisst nicht, dass morgen Frieden ausbricht und die amis sich in nette, friedliebende Menschen verwandeln. Sie kapitulieren auch nicht in dem Sinne, dass sie eine schriftliche Kapitulation nach Moskau schicken. Tatsächlich arbeiten sie mMn sogar nach wie vor an einem letzten Ausfall-Versuch im asiatischen Raum.

Aber der grundlegende Schritt ist getan und "unterschrieben". Die amis haben kapiert, dass sie eu-ropa nicht dauerhaft halten, geschweige denn gegen Russland ins Feld schicken und dass sie gegen Russland nicht gewinnen können. Das war ohnehin, was hinter dem "asian pivot" stand, aber noch gab es Überlegungen und Versuche zumindest von Teilen in Administration und Militär. Nun aber ist das Signal der Erkenntnis gesendet worden und das unmissverständlich.

In typischer ami Manier. Mit Getöse und aggressiv anmutend und reichlich Show.

Ich spreche von dem Testabschuss einer "minuteman" Atomrakete.

Dieser ist als solcher wenig bemerkenswert. Aber gewisse Details und der Kontext sind es.

Der griffigste Punkt ist wohl, dass er von einem sehr hochrangigen Funktionär aufgebracht und kommentiert wurde, einem Staatssekretär im Kriegsministerium. Und wie er das tat.

"Es war ein sehr, sehr öffentlicher Test, der nicht nur auf die Militärs gerichtet war, die diese Art von Aktivität beobachten und verfolgen" kommentiert ein Prof. N. Kitchen.
( "It was a very, very public test, not just aimed at the military guys who monitor this sort of activity," )

"Und das ist ein Signal ... dass wir darauf vorbereitet sind, wenn notwendig Nuklearwaffen zur Verteidigung unseres Landes einzusetzen" erklärte der erwähnte zuständige Staatssekretär R. Work.
( "And that is a signal ... that we are prepared to use nuclear weapons in defense of our country if necessary." )
Behalten Sie bitte diese zwei Passagen im Hinterkopf: "notwendig" und "zur Verteidigung unseres Landes".

Sehen wir uns nun die verschiedenen Ebenen und Adressaten an, aber auch die Fakten.

Zunächst mal: Nein, es ist * nicht * völlig normal und nötig, Atomraketen von Zeit zu Zeit zu testen. Es geht da um eine komplexe Maschinerie, die ohnehin (und sinnvollerweise) Testmöglichkeiten für alle wesentlichen Untersysteme hat. Funktioniert das Triebwerk, funktioniert die Steuerungselektronik, funktioniert das Leitsystem, usw.; das alles sind Fragen, die von vorherein als wichtig bekannt waren und zu deren regelmäßiger Prüfung Möglichkeiten vorgesehen sind.

Bedenkt man, dass so ein Einsatz (Testabschuss) etliche zehn Mio. dollar verschlingt und naturgemäß, ob einem das nun passt oder nicht, auch dem potentiellen Feind Einblicke und Rückschlüsse erlaubt, so versteht man, dass solche Abschüsse gute Gründe haben, nämlich einen von dreien:
- Man hat weiter entwickelt und muss nach allerlei Untergruppen Tests auch einen abschließenden "all in one" Test machen. Der typische Grund für die russischen Tests.
- Man hat Anlass, dem System gegenüber misstrauisch zu sein, z.B. weil man sich Jahrzehnte kaum daraum gekümmert hat und / oder hat eine zuständige Mil. Gruppe, der man nicht wirklich traut. Hierzu sei erinnernd angemerkt, dass vor allem unter obama reihenweise (auch höchste) Offiziere und anderes Personal eben dieser Gruppe kastriert wurde.
- Politische Gründe.

Gleich wie, es sind jedenfalls handfeste, wichtige Gründe, die die hohen Kosten und diversen Risiken rechtfertigen.

Und nun, beim nächsten Element, beim Blick auf die medien und die Innen- und Aussenkommunikation des Kriegsministeriums wird's bunt.

Der erste Blick galt der zuständigen Einheit selbst. Hierzu muss man wissen, dass das ami Militär intern eine Mischung aus blabla Show und (Pseudo) Professionalität fährt. Das Vorgehen entspricht dabei dem üblichen bei ami medien, nur dass etwas mehr Details genannt werden und anstatt allerhand "Experten" Hanswursten irgendwelche captains oder majors nichtssagendes Textbaustein blabla ablassen.
Typ: LGM-30G Minuteman III, Ziel: Kwajalein Atoll, Entfernung: ca. 4.200 m bzw. knapp über 6.000 km.
Ab da wird's schwammig. Von ca. einer halben Stunde Flugzeit ist die Rede und davon, dass diese Rakete 15.000m / ca 24.000km / h fliegen kann.
Nur: 6.000 km in einer halben Stunde bedeutet 12.000 km / h - also nur etwa die Hälfte der ständig und überall erwähnten 24.000 km / h.

Nächster Schritt: ami medien. Wie zu erwarten in etwa dasselbe wie bei uns, nur mit mit mehr Schwachsinn, "Experten" und viel bunter.
Also sehen wir uns die deutschen medien an.
Die schwadronieren ziemlich durchgängig und mit dem gleichen Photo der pentagon PR Abteilung das Gleiche, nämlich das, was die amis ihnen via Agentur hingeschmissen haben. Einige hübschen es noch auf, plappern noch dies und das drum herum, aber im Kern verbreiten sie weitgehend alle denselben Mist.

Interessant allerdings. dass * alle * "Irrtümer" zugunsten der amis sind und diese verherrlichen. Beispiel: Die Reichweite der Rakete liegt bei knapp über 6.000 Meilen. Also etwa 9.000 km. Die medien allerdings plappern von "über 13.000 km". Das ist ziemlich genau das, was sich ergibt, wenn man die Umrechnung Meilen nach Kilometern 2 mal macht (6.000m -> 9.000 km / 9.000m -> "über 13.000 km" " )

Und auch bei der Geschwindigkeit übernehmen die hiesigen medien die Trickserei der amis. Die 15.000 Meilen sind "burnout speed", also in etwa das, was man als Endanflugsgeschwindigkeit kennt (minus Gravitationsbeschleunigung) oder volkstümlich das, was man max. Höchstgeschwindigkeit nennt.

Das ist auch insofern gleich doppelt betrügerisch, als es die tatsächlich relevante Geschwindigkeit, die nämlich, mit der die Strecke zum Ziel zurückgelegt wird, mit einer für diesen (nicht kinetischen) Waffentyp belanglosen aber sehr hohen angibt.

Wobei ich die deutschen medien eher deshalb erwähne, weil - wieder mal - ein näherer Blick zeigt, dass die alle ziemlich gleichlautend vorgesetzten Fertig-Fraß publizieren und dabei großzügig lügen und fälschen, um die usa erstrahlen zu lassen.

Wichtiger sind da die amis, denn die sind in der Tat eine (von mehreren) primäre Zielgruppen der PR Aktion mit der Atomrakete.

Nun zum seriöseren militärischen Teil.

Es wird ja oft "meiner ist länger als deiner" gespielt und usa / nato gegen Russland verglichen, von wegen wer wieviel wovon hat.

Das hat nur einen schlimmen Haken: da werden nicht nur Äpfel mit Birnen verglichen, sondern faules Obst mit Fahrrädern.

Erstens ist Russland militärisch weitestgehend defensiv und territorial ausgerichtet, während die amis insgesamt imperialistisch orientierte Kolonialisierungs- und Söldner-Terrorstreitkräfte haben. Zweitens und ziemlich zuverlässig von den ami-Fans übersehen: Wieviele Kampfjets man hat, ist akut belanglos; was zählt ist, wieviele man (und wie schnell) am Ort des Geschehens hat. Dazu kann man zwei Faktoren nennen: a) Wieviele jets die amis auf Flugzeugträgern haben und b) wieviele Jets die amis per Überführungsflug in Zielgebiete bringen können. Was a) angeht, so reden wir da von etwa 750 Jets. Und was b) angeht, so gibt es genau einen Korridor, nämlich via Island. Die Reichweite der ami Jets ist nämlich bescheiden und sie schaffen diese Route gerade mal so mit Zusatztank und Zwischenstops. Diese Jets sind in einem Krieg mit Russland nicht sinnvoll mitzuzählen, weil die Route sehr einfach dicht gemacht werden kann. Und auch die Flugzeugträger können nicht komplett gezählt werden, weil ein verhasster Terrorstaat wie die usa es sich nicht erlauben kann, alle seine FlzTr. gegen einen (1) Feind zu schicken und sich so global nackt zu machen.

Und siehe da, wir entdecken, dass 4 Jets hier, und mal 10 dort, also das, was man nun in eu-ropa erlebt, tatsächlich dem entsprechen, was die amis wirklich können. Wenig.

Das alles hat auch durchaus Gründe. Die amis haben im WK1 das Geschäftsmodell entdeckt (genauer gesagt, das britische aufgenommen und noch weiter pervertiert), andere Staaten in Kriege zu treiben und sich dann, wenn alle Parteien erschöpft und ausgeblutet sind, mit recht wenig Aufwand als heilsbringender Sieger an den Schauplatz zu begeben und Kolonien zu errichten und Jahrzehnte lang auszubluten. Das zweite Modell, auf das das ami Militär getrimmt ist, ist der Überfall auf ganz erheblich schwächere Länder.
Und genau so - und das keineswegs zufällig - ist das ami Militär aufgebaut und ausgestattet. FlzTr. haben genau diese beiden Aufgaben: a) Luftkräfte zB nach eu-ropa zu bringen, um am Ende des Krieges die Siegerrolle einzunehmen und abzukassieren und b) um kleine und / oder völlig wehrlose Länder zu überfallen.

Kein Land, auch die amis nicht, gibt Hunderte Milliarden für ein Militär aus, das nicht genau für die vorgesehenen Aufgaben ausgerichtet ist. Wenn die amis 2 Kernkräfte haben, nämlich eine starke Flotte und die Fähigkeit, relativ große Luftkräfte relativ schnell zu verlegen, dann aus genau einem Grund: Diese Streitkräfte * sollen * aggressiv zerstören, ausbluten und Kolonialisierung ermöglichen, vorbereiten und absichern.

Die amis haben schlechte, veraltete Panzer, APCs, usw? Na und? Gegen ausgeblutete, schwache Länder reicht das doch und gegen andere war es nicht gedacht.

Nun zu Russland: Man kann das in 3 Phasen betrachten: Phase 1 - und noch heute absoluter Kern russischer Doktrin - Verteidigung des eigenen Territoriums. Phase 2: a) Gegengewicht zu ami Atom Bedrohungspotential und b) Gegengewicht zu global marodierender ami Marine.In diese Phase fällt auch der Aufbau einer starken Technologie und Industrie für Entwicklung und Produktion der Raketentechnologie, die Russland heute einen entscheidenden Vorsprung gibt. Phase 3: "Putin-Russland": Wiederaufbau und kontinuierliche Stärkung der russischen Streitkräfte und Waffensysteme sowie einer begrenzten aber kraftvollen und schlagfähigen Interventionsmöglichkeit ausserhalb des eigenen Landes mit Konzentration vor allem auf die (inzwischen auch weiter entfernte) Umgebung des Landes. Dies entspricht - und zwar klar erkennbar - * nicht * einem Agressionsbestreben, sondern der offensichtlichen Notwendigkeit, Vorbereitungen zu Angriffen im Umfeld Russlands wirksam und rechtzeitig begegnen zu können. Diese offensiven Potentiale sind klar erkennbar notwendige und angebrachte * Präventions * fähigkeiten.

Entsprechend ergibt sich, wenn man denn vergleichen will, folgendes differenziertes Bild:

a) Russland selbst. Dies darf wohl als weder konventionell noch atomar erfolgreich angreifbar gelten. Auch, aber bei weitem nicht nur, weil die gesamte nato nicht einmal annähernd die dazu nötigen Kräfte * verfügbar * hat oder machen kann.

b) globale Ebene. Hier liegt Russland deutlich hinter usa / nato. Russland hat nicht - und zwar noch länger nicht, wenn denn mangels Interesse überhaupt jemals - die Fähigkeiten, global (also über das "medium abroad" hinaus) in nennenswerter Weise in einem mittleren oder größeren Kriegsszenario konventionell einzuwirken.
Was aber bedeutungslos und keine Schwäche ist, weil Russland gar nicht das Bestreben hat, globale Herrschaftsansprüche zu stellen oder gar Länder zu überfallen.

c) und relativ neu, jedenfalls in der heutigen Ausprägung: medium und insbesondere near abroad (nah und mittelweit entferntes Ausland).
Hier hat Russland mittlerweile sehr erhebliche Fähigkeiten und dabei auch verschiedene Optionen, wie Syrien zeigt. Als wohl am wesentlichsten, insbesondere für uns in eu-ropa, dürfte hierbei Russlands nun deutlich erwiesene Fähigkeit gelten, ca. 2.000 - 2.500 km über seine Grenzen hinaus zu wirken, ohne auch nur einen Fuß ausser Landes zu setzen. Das heisst auf uns bezogen, dass alles bis Madrid und Riad in einer Zone liegt, in der man Russlands Sicherheitsinteressen besser nicht dreist ignorieren sollte.

So sieht die Situation aus und sie bemisst sich keineswegs in Fliegern irgendwo oder gar in Broschüren. Auch möchte ich im Sinne eines der maßgeblichen "Intellektuellen" der usa Terrorpolitik erinnernd anmerken: Wer Eurasien kontrolliert, der kontrolliert die Welt.

Nach diesem Unterbau komme ich zurück zum ami Staatssekretär im Kriegsministerium und zu den beiden Schlüsselstellen, die Sie im Hinterkopf behalten sollten: "notwendig" und "zur Verteidigung unseres Landes".

Das ist nicht nur die erkennbare, wenn auch in den medien * natürlich * als großes Machtsymbol verzerrte und verlogene, Manifestation der intern beschlossenen Kapitulation sondern es ist auch die, wenn auch zunächst noch diskrete, aber um nichts weniger deutliche, Signalisierung derselben Richtung Moskau.

Warum? Die klassische Formulierung ist "national security" (nationale Sicherheit) oder, noch umfassender und globaler, "national security interests" (nationale Sicherheitsinteressen) die traditionell der diplomatische Sprachgebrauch für "globales Agieren" sind und zwar dezidiert auch und vor allem ausserhalb des eigenen Territoriums . Ein klassisches Beispiel ist die Sicherung weltweiter Handelswege (was übrigens auch deutschland betreibt).

Aber R. Work spricht von "defense", mehr noch und eingrenzender "defense of our country", eine klassische Formulierung für die Verteidigung des eigenen Territoriums. Stellt man das neben die Jahrzehnte lang gängige Formulierung der "Wahrung und Verteidigung nationaler Sicherheitsinteressen", also des Herrscheranspruchs, global und nach Laune zu agieren, so wird der Rückzug sehr klar erkennbar.

Und "notwendig" - ein weiterer Rückzug. Nicht "nötig" ( "as needed" ) oder nach Laune ( "as felt needed" ) wie bisher üblich sondern "notwendig".

Was die amis da mit viel Getöse, Angeberei und Großmäuligkeit verkleidet gesagt und signalisiert haben, heisst nichts anderes, als dass man sich zurückziehen und sich auf die notwendige Verteidigung des eigenen Territoriums beschränken wird.

Aber natürlich ist das timing (wie auch der Umstand, dass dieser Test überhaupt und zweifellos absichtlich so öffentlich gepusht wurde) nicht zufällig. Es gibt weitere Addressaten und Botschaften:
- Nord-Korea, offensichtlich und weitestgehend blabla
- Japan. Von hawaii aus - welch Zufall - ungefähr so weit weg wie die Rakete dieser Tage flog.
- Russland (Ostküste). Dito, aber wohl eher ein Hinweis, dass man keineswegs völlig zahnlos ist. Wichtig vor allem im Hinblick auf eine eventuelle Auseinandersetzung mit China (dem Russland doch bitte nicht helfen soll)
- Die eigenen Bürger. Die ganz besonders und vor allem. Rückzüge und die allzu offensichtliche Überlegenheit Russlands (nicht nur) im Nahen Osten machen es für ein Land wie die usa absolut unerlässlich, mit reichlich Marschmusik und Drohungen (in den Augen der verblödeten Bürger, die zunehmend schwer von ihrer Nahrung, burgern, zu unterscheiden sind ) zu wedeln.

Bravo, Russland, Bravo, Putin, Lavrov, Shoigu, Rogozin, Ivanow und andere! Und: Spasibo! Von ganzem Herzen: Spasibo!

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P.S. Entschuldigung wegen der dämlichen smilies; die hat die blog software aus Anf.Zeichen und Klammer zu gemacht. Grr.